Salterberg und Böhm, Seite an Seite – vielleicht sogar zur EM

Die 118. Deutschen Meisterschaften der Leichtathletik. Nürnberg, am kommenden Sonntag. 400m Hürden, Endlauf. Die Wunschkonstellation von Cheftrainer Andreas Gentz vom Leichtathletik-Team Deutsche Sporthochschule Köln

sieht so aus: Nahezu Seite an Seite tauchen seine Athletin Christine Salterberg und die für Düsseldorf startende Djamila Böhm an der achten Hürde auf. Von dort aus sind es noch zwei weitere Hürden und 110 Meter bis zum Ziel. Sehr schnell sind sie unterwegs, aber nicht zu schnell.

Technisch perfekt, im passenden Rhythmus. Und dann erledigen den Rest der in Nürnberg nicht selten auftretende leichte Rückenwind auf der Zielgeraden und die beiden um den Sieg kämpfenden Athletinnen. Am Ende steht für beide eine neue Bestzeit von unter 56,50s – und damit die Qualifikation zu den Europameisterschaften in Berlin.

Noch ist das ein Wunsch, noch muss das alles erst gelaufen werden. Aber es wäre sicherlich eine der Geschichten dieser Meisterschaften. Zwei Athletinnen, die sich seit zehn Jahren kennen und schätzen. Im Training und im Wettkampf. Gemeinsam hat ihr Weg beim Tus rrh Köln begonnen, wo die Rösratherin Salterberg in ihrem achten Lebensjahr in den Verein kam. Mit knapp 14 Jahren stieß Böhm vom Basketball aus dem Bergischen dazu. Gemeinsam sind sie mit ihrem damaligen Trainer Georgi Kamanezki durch die Schüler- und Jugendzeit. Seite an Seite, aber Salterberg immer einen Hauch vorne. Jugendmeisterin, Teilnahme an Jugend-Europa- und -Weltmeisterschaften, Junioren-Meisterin. Böhm im Windschatten.

Doch mittlerweile haben sich die Vorzeichen verändert. 2015 verlässt ihr Trainer den Tus rrh Richtung Niedersachsen. Salterberg wechselt zum LT DSHS zu Andreas Gentz, Böhm zur ART Düsseldorf und Sven Timmermann. Während die eh schon schnelle Salterberg weiter zulegt, explodiert Böhm im Grundtempo. 2017 wird sie erstmals Deutsche Meisterin über die 400m Hürden, während Salterberg ein Abo auf Bronze zu haben scheint. Dreimal Bronze in vier Jahren. 2015 in Nürnberg Finalteilnahme über 100m Hürden. Dazu Meistertitel mit den Staffeln.

Vor dem Sonntag steht Böhm bei 56,54s, Salterberg bei 56,95. Beides Bestleistungen, beide aus diesem Jahr, gemeinsam liegen sie in der Deutschen Bestenliste eine Sekunde vor der Konkurrenz. Umgerechnet auf Meter fehlen Böhm zur EM-Quali auf die Stadionrunde 28cm und Salterberg 3,20m. Jetzt, zehn Jahre nach dem Kennenlernen stehen die 24 Jahre alte Lehramts-Studentin des LT und die gleichalte Studentin der Sozialwissenschaften kurz vor ihrem größten Erfolg. Nur, es muss halt erst noch so passieren. Salterbergs Trainer Gentz: „Christine ist gleichbleibend auf einem viel höheren Niveau unterwegs als in den Vorjahren, jetzt fehlt alleine der Ausreißer nach oben.“ Es erinnert an eine Ketchup-Flasche. Wenn du lange genug schüttelst, macht es irgendwann „plopp“. Nürnberg wäre ein guter Anlass.

Head to head – Bestleistungen
                               Christine Salterberg               Djamila Böhm
400m Hürden             56,95s (2018)                         56,54s (2018)
100m                           12,06s (2017)                         12,31s (2016)
200m                           24,11s (2015/Halle)               24,03s (2018/Halle)
400m                           55,13s (2015/Halle)               53,86s (2017)
100m Hürden            13,66s (2015)                         15,59s (2012)

Entwicklung über 400m Hürden
2018                            56,95s                                    56,54s
2017                            56,97s                                    56,92s
2016                            57,95s                                    57,75s
2015                            58,95s                                    58,99s
2014                            57,55s                                    ——-
2013                            57,94s                                    60,66s

Fotos: Beautiful Sports I Axel Kohring