Lena Naumann – Teamspielerin auf Solopfaden

Einzelstart für Deutschland beim Athletics World Cup über 400m

Sachen packen, Freitag nach Düsseldorf, ab in den Flieger und für zwei Tage nach London. Was sich für viele wie der Beginn einer unterhaltsamen City-Tour liest, soll für Lena Naumann die bislang spektakulärste Aufgabe in ihrer sportlichen Laufbahn werden. Am Samstag, gegen 20.15 Uhr Ortszeit, vertritt die 24 Jahre alte Athletin des Leichtathletik-Team Deutsche Sporthochschule Köln beim Athletics World Cup Deutschland als Einzelstarterin über 400m im Olympiastadion von 2012. „Wenn ich jetzt gerade so darüber nachdenke, dann kribbelt es schon. Ich freue mich sehr auf den Lauf. Es soll ein so tolles Stadion sein“, sagt die Masterstudentin Wirtschaftsingenieurwesen der RWTH Aachen.

„Auf ihren Lauf freut sich nicht allein Lena, sondern der ganze Verein. Für sie. Wenn es jemand verdient hat, eine solche Chance zu bekommen, dann Lena“, sagt LT-Präsident und Sportdirektor Prof. Dr. Norbert Stein. Für ihn ist Lena Naumann so etwas wie der Idealtypus eines Sportlers. „Talentiert, fleißig, verlässlich, hart arbeitend. Stark als Einzelsportlerin, aber vor allem ein Teamplayer ohne Allüren.“

Diese Wertschätzung kommt nicht von ungefähr: Nahezu an jeder LT-Staffel der vergangenen Jahre über 4x100m oder 4x400m, die eine Medaille bei Deutschen Meisterschaften gewann, war Naumann beteiligt. Von der U20 über die U23 bis zur Aktiven-Klasse. Sie muss lachen, wenn es um die Zahl der gesammelten Medaillen geht. Mehr als zehn? Vielleicht 15? Oder sogar noch mehr? „Ich weiß es wirklich nicht genau, aber ich bewahre sie alle auf.“

Das aus der „Staffel-Bank“ eine bärenstarke 400m Läuferin werden würde, war bei ihrem Vereinseintritt Ende 2012 so nicht vorherzusehen. Die Königssteinerin aus dem Taunus hatte sich mit Studienbeginn in Aachen als Kurzsprinterin dem Leichtathletik-Team angeschlossen. Weil im Frühjahr 2013 kurzfristig ein Platz im Trainingslager der weiblichen Spitzenkräfte um Cheftrainer Andreas Gentz frei wurde, flog sie mit. Seitdem trainiert sie in der Gruppe Gentz. 2015 die erste nennenswerte Zeit mit 55,41s in Mannheim – ein Fingerzeig. Im Jahr darauf der erste Einzelstart bei der DM in Kassel samt Final-Einzug und Platz acht. Mittlerweile ganz auf die Stadionrunde fokussiert, bleibt sie 2017 erstmals unter 54 Sekunden und feiert ihr Debüt im Nationaltrikot. Natürlich in der Staffel.

„Jetzt hatte ich auch wieder Glück“, sagt Lena Naumann. Weil der DLV bereits für die EM qualifizierte Athletinnen schont, rückte sie aus dem Blickfeld ganz nach vorne. Bundestrainer Tobias Kofferschläger empfahl Naumann für den Einzelstart in London. Der DLV setzt beim Athletics World Cup auf den Nachwuchs. So sind auch die beiden U23-DM-Medaillengewinnerinen des LT, Laura Marx und Nelly Schmidt, in der 4x400m-Staffel am Start und mit auf der Reise. „Ich finde das klasse, so können alle die Erfahrung Olympiastadion machen“, sagt Lena Naumann, deren Auftritt in der Staffel nicht geplant ist. Ausnahmsweise. „Ich will das für mich beste Rennen mit der schnellstmöglichen Zeit laufen.“ Eine Teamspielerin auf Solopfaden.

Den Livestream aus London gibt es hier

Steckbrief

Lena Naumann, geb. 7. Mai 1994
Masterstudentin RWTH Aachen, Wirtschaftsingenieurwesen
Trainer: Andreas Gentz
Im Verein seit Ende 2012
Vorher: LG Bad Soden Sulzbach Neuenhain

Entwicklung 400m
2018 – 53,72s
2017 – 53,83s
2016 – 54,26s
2015 – 55,41s

Bild: Beautiful Sports I Axel Kohring